Die Geschichte des Vereins

Vom „Verein der Zigarrenmacher“ zum MGV Frohsinn 1887 Rödersheim e.V.

Dorf der Zigarrenmacher. Rödersheim ist im Rhein-Pfalz Kreis und darüber hinaus als das „Dorf der Zigarrenmacher“ bekannt. Das Gewerbe, in dem ab Ende des 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts ein Großteil der Einwohner beschäftigt waren, sollte die dörfliche Gemeinschaft und Entwicklung des kulturellen Lebens nachhaltig prägen.

Gemeinsames Singen. Das tägliche Zusammensein in den Fabrikhallen und Familienbetrieben und die lärmfreie Arbeit waren ideale Voraussetzungen für das gemeinsame Singen. Dabei wurde das Gehörs geschult, die gesangliche Mentalität gefördert und der Chorgesang geübt.

Gründung des Gesangvereins. Durch die Revolution 1848 gab es neue Bürgerrechte, zu denen auch die Versammlungsfreiheit zählte. So schlossen sich die Zigarrenmacher zu einem eigenen Gesangverein zur „Pflege des Chorgesangs und des Deutschen Liedgutes“ zusammen. Da Gesangvereine „Sache der Männer“ waren, gründeten 17 „sangesfreudige Männer“ am 8. Mai 1887 einen „Gesangverein der Zigarrenmacher“ und beschlossen:

• Dem Verein wird der Name „Frohsinn“ gegeben
• Der Verein schließt sich dem Pfälzischen Sängerbund an
• Der Zigarrenmacher Wilhelm Kreutzenberger wird mit der Ausarbeitung der Statuten beauftragt

• Die musikalische Leitung wird Musiklehrer Wilhelm Brunst aus Meckenheim übertragen
• Das Gasthaus „Zur Krone“ wird Vereinslokal

Gute Entwicklung. Der junge Verein entwickelte sich vielversprechend. Die Teilnahme an Gesangswettbewerben machte ihn schnell bekannt. Durch die gesanglichen Leistungen erwarb sich der Verein Respekt und die Anerkennung als Verein, den man gerne besuchte. Am 20-jährigen Stiftungsfest 1907 beteiligten sich bereits 20 Gastvereine. Der MGV Frohsinn Rödersheim war in der großen Familie der Männergesangvereine in der Vorderpfalz angekommen.

Erster Weltkrieg. Der Verein schuf langsam alle personellen und materiellen Voraussetzungen für eine gesunde Weiterentwicklung. Diese wurde mit dem Ersten Weltkrieg jedoch jäh unterbrochen. Von 1914 bis 1918 war ein Vereinsleben unmöglich. In dieser Zeit mussten 18 Vereinsmitglieder im Krieg ihr Leben lassen, was den Verein hart traf.

Auflebende Vereinstätigkeit. 1919 lebte der Verein wieder auf. Dank der umsichtigen organisatorischen und musikalischen Leitung konnte der MGV Frohsinn an die Erfolge vor Ausbruch des Krieges anknüpfen. 1927 feierte der Verein sein 40-jähriges Stiftungsfest mit einem Gesangswettbewerb, an dem 18 Chöre teilnahmen.

Zweiter Weltkrieg. Die stetige Weiterentwicklung endete mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus, der auch in das kulturelle Leben diktatorisch eingriff. Die angeordnete „Gleichschaltung“ im Jahr 1933 fügte die beiden Rödersheimer Männergesangvereine „Liedertafel“ und  „Frohsinn“ zu der erzwungenen Gemeinschaft „Deutscher Männerchor Rödersheim „ zusammen. Die „Liedertäfler“ als Begüterten und die „Frohsinnler“ als Habenichtse wurden nie zu einer Einheit. Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges markierte den endgültigen Untergang des kulturellen Lebens. Das Vereinsleben lag von 1939 bis 1945 danieder. 19 Sänger verloren im Krieg ihr Leben.

Wiederaufnahme der Aktivitäten. Erst ab 1947, als sich das politische, gesellschaftliche und kulturelle Leben stabilisierte, konnte auch der MGV Frohsinn als Mitglied des Pfälzischen Sängerbundes, Sängerkreises Ludwigshafen/Rhein, sein Vereinsleben wiederaufnehmen. Der Verein hatte seine Eigenständigkeit wiedergewonnen. Die wieder stattfindenden Teilnahmen an überörtlichen Festveranstaltungen und Jubiläen und die ungebrochene Begeisterung für den Chorgesang unterstrichen die Botschaft aller pfälzischen Sänger: Der Geist der Kultur, der Musik und des Gesanges hat den Un-Geist der zurückliegenden Jahre besiegt. Lasst uns wieder in Frieden und in Freundschaft zusammen singen und feiern. 1956 schloss sich der MGV Frohsinn dem Sängerkreis Neustadt an der Weinstraße, Sängergruppe Wachtenburg, an.

Eigenes Vereinsheim als eingetragener Verein. In den nächsten Jahren konnte sich der Verein immer weiter festigen. Nicht zuletzt durch die Vereinsleitung Wilhelm Adam und Peter Janson, die ab 1957 im Amt waren, ging es weiter voran. Ihr Gestaltungswillen und ihre Zukunftsorientierung fanden Ausdruck in der Realisierung eines vereinseigenen Sängerheimes, das 1960 eingeweiht wurde. Zudem erfolgte die Aufnahme des MGV „Frohsinn“ in das Vereinsresgister im Jahr 1958. Die offizielle Vereinsbezeichnung änderte sich in „MGV Frohsinn 1887 Rödersheim e.V.“.

Jubiläen. 1962 gingen das 75-jährige und 1967 das 80-jährige Jubiläum als große Festtage des Vereins und der Dorfgemeinschaft in die Annalen des „Frohsinn“ ein. Längst hatte der Verein zu seiner Bedeutung als regionaler Kulturträger zurückgefunden.

Chorleiter Bruno Mehn. Wesentlichen Anteil an der positiven Weiterentwicklung auf gesanglich-musikalischer Ebene und in geselliger-gemeinschaftfördernder Hinsicht hatte Chorleiter Bruno Mehn. Er übernahm 1963 die musikalische Leitung. In den 31 Jahren seiner Tätigkeit führte er den Verein von einem Höhepunkt zum Nächsten. Die Zahl der aktiven Sänger erreichte in dieser Zeit einen Höchststand von 68 Männern.

Neue Vorstandschaft. Einen weiteren Vorwärtsschub erlebte der Verein durch einen neuen Vorstand. Im Jahr 1969 übernahm Otto Gerdon den 1. und Rudi Rodach den 2. Vorsitz in der Vereinsleitung. Entschlossen, weitsichtig und tatkräftig stellten sie die Weichen des Vereins auf Wachstum und Zukunft. Dazu gehörte auch die Aufnahme der Akkordeonabteilung in die Vereinsstruktur im Jahr 1976 und die Ergänzung des Vorstandteams mit weiblichen Mitgliedern.

Umbau des Sängerheims. 1980 wurde das Sängerheim umgebaut und völlig neu renoviert. Das Ergebnis dieser Arbeit war ein schmuckes und modernes Vereinsheim, in dem bis heute nicht nur gesungen, musiziert und gefeiert wird, sondern das auch ein Haus der Geselligkeit ist.

Der Frauenchor und das 100-Jähriges Jubiläum. Im Jahr 1987 konnte der MGV Frohsinn sein 100-jähriges Jubiläum feiern. Rechtzeitig zu diesem Fest wagte die Vereinsführung den nächsten Schritt in Richtung Zukunftsfähigkeit. Am 7. August 1986 hatten 36 Sängerinnen unter der Leitung von Bruno Mehn ihre erste Singstunde und der Frauenchor war gegründet. Zur Ausgestaltung des dreitägigen Jubiläums im Folgejahr bereicherten bereits 52 Sängerinnen das Festprogramm. Heute ist der Frauenchor ein fester Bestandteil des MGV.

Ehrungen für den Verein. 1987 erhielt der MGV Frohsinn für sein 100-jähriges Wirken und allseits anerkanntes kulturelles Schaffen den Großen Wappenteller des Landes Rheinland-Pfalz. Otto Gerdon als Vorsitzender durfte diesen vom damaligen Ministerpräsidenten Hans Keller entgegennehmen. Im darauf folgenden Jahr 1988 erfolgte die noch höhere Auszeichnung durch die Verleihung der Zelter-Plakette „für die in langjährigem Wirken erworbenen Verdienste um die Pflege der Chormusik und des Deutschen Volksliedes“.

Zeit der Aufarbeitung. Nach dem Jubiläum und den vielen Neuerungen der letzten Jahre, kam für den Verein eine Phase der Aufarbeitung der bis dahin ereignisreichen und glanzvollen Vereinsgeschichte.

Andere Person, altes Programm. 1990 übernahm mit Hans Oberlies ein junger, dynamischer und zielstrebiger Mann die Vereinsführung. Er trat sein Amt unter dem Motto „Nur eine andere Person, kein neues Programm“ an. Er bekannte sich zu Tradition, Wertvollem, Gutem und Richtigem der Vergangenheit und forderte dazu auf, zu ändern, was die Zukunft sichert. Dieses Motto war maßgeblich dafür verantwortlich, dass sich der Umbruch in der Vereinsführung ohne Verwerfungen vollziehen konnte.

Neuer Chor und Chorleitersuche. 1991 gab Chorleiter Bruno Mehn nach 28 Jahren als Dirigent die musikalische Leitung des Männerchores aus den Händen. Den Frauenchor leitete er noch bis 1994. Im selben Jahr folgte die Gründung des Jungen Chores „Swinging Voices“. Damit hatte der Verein ein weiteres Element hinzugewonnen, das sich als stabil und tragfähig erwies. Neben dem Bemühen um eine geeignete Nachfolge für Bruno Mehn stand in der Folgezeit auch die Suche nach einem Chorleiter für den Jungen Chor an.

Neuer musikalischer Leiter. 1994 übernahm Ulrich Dörr zunächst die musikalische Leitung für den Frauenchor. Ein Jahr später wird er auch Chorleiter für den Männer- und Jungen Chor. Mit ihm konnte die Vorstandschaft den Dirigenten verpflichten, der das musikalische Niveau der singenden Abteilungen des MGV Frohsinn von neuem entscheidend und systematisch weiterentwickelte. Schon nach kurzer Zeit gab es ein anspruchsvolles Jahreskonzert und zahlreiche Gastauftritte bei anderen Chören, die für höchste Anerkennung sorgten.

Stetige Weiterentwicklung. Unter der musikalischen Leitung von Ulrich Dörr entwickelten sich alle drei Chöre immer wieder weiter. Sie schafften es, sich stetig auch im Niveau der Stücke zu steigern. Die nächsten Jahre waren von zahlreichen Auftritten in der Dorfgemeinschaft, der Region und auch darüber hinaus geprägt, die immer wieder mit großem Lob für alle Aktiven endeten.

Die kleinsten Sänger starten. Im Jahr 2007 wurde der Kinderchor „Swinging Kids“ gegründet. Unter der Leitung von Katja Oberlies wurden so die Kleinsten in die Frohsinns-Familie integriert.

Jubiläumsjahr. Anlässlich des 125-jährigen Jubiläums des MGV gab es 2012 über das ganze Jahr einen Höhepunkt nach dem anderen. Festabende, ein Festwochenende mit Konzerten, einem Festumzug und vielen Gastchören sowie die Aufführungen des Kindermusicals „Der kleine Tag“ waren die Highlights des Jahres.

Abschied nach 19 Jahre. 2013 verließ Ulrich Dörr den MGV Frohsinn und gab die musikalische Leitung des Männer- und Frauenchores sowie der Swinging Voices ab. Für den Vorstand galt es einen neuen Dirigenten zu finden, der die Chöre mit ebenso anspruchsvoller Literatur herausfordern und den guten Ruf aller Chöre aufrechterhalten würde.

Neuanfang. Die Suche nach einem neuen Dirigenten erwies sich nach einigen Monaten als erfolgreich und Johannes Kalpers wurde im Herbst 2013 neuer Chorleiter der Frohsinnschöre (Voices, Männerchor und Frauenchor). Seitdem sind bei allen Chören enorme Fortschritte zu verspüren und Johannes Kalpers wurde inzwischen ein wertvoller Bestandteil der Frohsinnsfamilie. In den letzten Jahren hat sich der Verein mit seinen Chören immer mehr in der Chorlandschaft etablieren können. Vor allem die Voices haben unter der Leitung von Johanens Kalpers erfolgreich an einigen Wettbewerben teilgenommen. Zu den bisherigen Auszeichnungen gehören die Titel: „Meisterchor des Chorverbandes Rheinland-Pfalz“, sowie „Leistungschor Pop, Jazz und Gospel des Chorverbandes Rheinland-Pfalz“. Und beim Harmoniefestival Lindenholzhausen schafften die Voices den Klassensieg.Ebenso wurde 2014 durch die Initiative Johannes Kalpers‘ ein neuer Chor zur Jugendförderung gegründet: Die „Swinging Teens“. Bis 2017 übernahm er die Leitung des Chores, danach wurde diese an Katja Oberlies übergeben.

Der ganze Verein freut sich auf den weiteren gemeinsamen Weg mit Johannes Kalpers  und Katja Oberlies und hofft auch in den nächsten Jahren auf viele weitere Erfolge und unzählige schöne Momente.

Herausragende Personen des Vereins:

Wilfried Hanke: Neben vielen anderen organisatorischen, leitenden und beratenden Tätigkeiten im Verein, war er von 1950 bis 1990 Schriftführer. Seiner akribischen Arbeit ist es zu verdanken, dass eine lückenlose Dokumentation der Vereinsgeschichte vorliegt.  Seine Auszeichnung:

• Landesehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz
• Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz
• Ehrenschriftführer des MGV Frohsinn
• Ehrenbürger der Gemeinde Rödersheim-Gronau

Otto Gerdon (Ortsbürgermeister a.D.): Als langjähriger 1. Vorsitzender des Vereins prägte Otto Gerdon den MGV maßgeblich und sorgte für eine stetige Weiterentwicklung. Er machte den Verein so auch überregional bekannt. Seine Auszeichnungen:

• Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz
• Ehrenbürgerschaft der Gemeinde Rödersheim-Gronau
• Ehrenurkunde vom Gemeinde- und Städtebund Rheinland-Pfalz
• Gedenkmünze (in Silber) des Deutschen Bundestages für besondere Verdienste in der Kommunalpolitik
• Ehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz

Rudi Rodach: Durch seine Arbeit im MGV Frohsinn hinterließ er im Verein seine Handschrift und förderte ihn auch nach seiner Amtszeit als 2. Vorsitzender weiter. Wegen seiner Verdienste am Chorgesang und seine vielfältigen Tätigkeiten im ganzen Sängerkreises Neustadt an der Weinstraße. Höchste Auszeichnung:

• Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (Bundesverdienstkreuz)

Bruno Mehn: Neben seiner langjährigen Chorleitertätigkeit für den MGV Frohsinn war Bruno Mehn auch als Gruppenchorleiter auch lange Zeit für die Chorarbeit der Sängergruppe Wachtenburg verantwortlich. Seine Auszeichnungen:

• Landesnadel des Landes Rheinland-Pfalz
• Ehrenchorleiter des MGV Frohsinn
• Ehrengruppenchorleiter des Sängerkreises Neustadt an der Weinstraße